Gesetzlicher Auftrag und Träger

Die offene Kinder- und Jugendarbeit ist der einzige vom Gesetz her festgelegte Rahmen, in dem die Interessen und der Wille der Kinder und Jugendlichen maßgeblich sind. Im Gegensatz zum Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz, gibt es in Deutschland bislang noch keine verbindliche Verpflichtung für die Kommunen zum Betrieb von Jugendfreizeiteinrichtungen. Allerdings besteht seit 1990 das Kinder- und Jugendhilfegesetz, in dem es unter anderem heißt:

(1) Jungen Menschen sind die zur Förderung ihrer Entwicklung erforderlichen Angebote der Jugendarbeit zur Verfügung zu stellen. Sie sollen an den Interessen junger Menschen anknüpfen und von ihnen mitbestimmt und mitgestaltet werden, sie zur Selbstbestimmung befähigen und zu gesellschaftlicher Mitverantwortung und zu sozialem Engagement anregen und hinführen.

Die Insel Langeoog erfüllt diesen Auftrag im Rahmen einer Vereinbarung zwischen dem Landkreis Wittmund und den Gemeinden des Landekreises Wittmund über die Wahrnehmung von Aufgaben der öffentlichen Jugendhilfe in der Fassung vom 05.07.2019. Darin ist weiterhin folgendes vereinbart.

(2) Die Gemeinden/Samtgemeinden sollten Jugendarbeit nur anbieten, soweit Vergleichbares nicht von freien Trägern angeboten wird.
(3) Die Jugendpflege des Jugendamtes des Landkreises bietet den Gemeinden in regelmäßigen Dienstbesprechungen Beratung sowie Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch an. Über regelmäßige Dienstbesprechungen ist sicherzustellen, dass in den Gemeinden mit gleicher Intension Jugendarbeit angeboten und betrieben wird. Überörtliche Maßnahmen des Landkreises werden in Absprache mit den Gemeinden angeboten und durchgeführt.

Geschichtliche Entwicklung

Das Jugendhaus „ Die Insel“ wurde im November 1996 eröffnet. Mit der Eröffnung reagierte die Gemeinde auf langjährige Forderungen von Jugendlichen und ihren Eltern, den einheimischen Kindern und Jugendlichen einen Treffpunkt fern ab dem Tourismus zu bieten. Gleichzeitig ist die Eröffnung wohl auch im Zusammenhang eines landesweiten Ausbautrends in der Jugendarbeit zu sehen.

Seit der Eröffnung des Hauses bis April 1997 wurde das Jugendhaus von der Sozialpädagogin Heidi Müller geleitet. Nach ihrer Kündigung wurden als Übergang zwei Teilzeitkräfte eingesetzt. Seit 1. April 1998 leitet Christina Seppelt das Jugendhaus.

Personal

Personal Seit 1998 erfüllt die Jugendhausleitung alle anfallenden Arbeiten im Jugendhaus. Ab März 2022 wird sie mit 4 Stunden von einer Honorarkraft unterstützt, die vom Landkreis finanziert wird.

Institutionelle Bedingungen

Der Standort

Das Gebäude „Die Insel“ befindet sich in der Flughafenstraße am Ortsrand, eingebettet von Spielplatz und Sportplatz. Ein idealer Standpunkt, da Anwohner nicht oder nur wenig gestört werden.

Das Gebäude

Bis auf eine Personalwohnung im oberen Bereich stand das ganze Haus den Jugendlichen zur Verfügung. Hierbei handelte es sich um 9 Räume mit verschiedenen Funktionen, die aber immer wieder neu angepasst wurden. Aus finanziellen Gründen und zwischenzeitlich, geringer Besucherzahlen, wurden zwei Räume an den Golfclub Langeoog vermietet.

Das Erdgeschoss

Kicker, Billard, Spiele, Musik, Kommunikation, Interaktion, Treffpunkt, Cafe, Disco, Feste ein Raum mit vielen Möglichkeiten!

Die obere Etage

Nähen, malen, Arbeiten mit Holz und vieles mehr. Der Raum bietet verschiedene Möglichkeiten, kreativ zu gestalten. In den Ferien und im Nachschulprogram werden hier auch die Malzeiten eingenommen.

Der Außenbereich

Der Außenbereich verfügt über eine großzügige Grünfläche, eine Skateranlage und einem Lagerfeuerplatz.

Zielgruppe

Grundsätzlich richten sich die Angebote des Jugendhauses an alle Kinder und Jugendlichen der Insel. Damit sich niemand verdrängt oder ausgegrenzt fühlt, versuchen wir allen Gruppen und gerade den sozial Schwächeren und Außenseitern einen Raum zu bieten. Im optimalen Fall sollte ein soziales Miteinander erreicht werden.

Der offene Bereich ist den Kids ab 12 vorbehalten. Den Kindern unter 12 Jahren werden gezielte Angebote gemacht. Dies soll Schwellenängste verringern und eine frühzeitige Bindung an das Jugendhaus erzeugen.

Pädagogische Ziele

Methoden

  • Vorbehaltlose Annahme der Person
  • Hilfe zur Selbsthilfe
  • Regelverbindlichkeit
  • Konsequenz, Klarheit
  • Unverbindliche Beratungsangebote / Vermittlung von Hilfsstellen
  • Gemeinsame Entwicklung sinnvoller Freizeitgestaltung
  • Aufzeigen und entwickeln von Handlungsalternativen zu Gewalt, Kriminalität und Drogen

Im Umgang Miteinander

  • Hilfsbereitschaft
  • Anerkennung
  • Empathie
  • Kompromissfähigkeit
  • Rechte durchsetzen können
  • Menschenkenntnis
  • Wahrnehmung
  • Toleranz
  • Respekt
  • Sprachkompetenz
  • Zivilcourage

Für den Einzelnen

  • soziale Kompetenzen
  •  Förderung des Selbstwertgefühls, von Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, eigener Stärken und Schwächen, sowie den angemessenen Umgang damit.
  • Eigenverantwortlichkeit
  • Gemeinschaftsfähigkeit
  • Kritikfähigkeit
  • gewaltfreie Konfliktbewältigung

In Bezug auf Projekte

  • Kooperation
  • Teamfähigkeit
  • Motivation
  • Konfliktfähigkeit
  • Kommunikation

Unsere Grundsätze

Die Pubertät ist eine konfliktreiche Zeit im Leben eines Menschen. Jugendliche beginnen sich in der Pubertät gegen ihre Eltern abzugrenzen und eine eigene Einstellung zum Leben zu entwickeln. In dieser Zeit sind Freunde häufig wichtiger als die Familie. Sie werden durch ihre Freunde und ihre Umwelt sozialisiert und müssen ihre Rolle in der Gruppe finden und im sozialen Gefüge der Gruppe zurechtkommen. Das Jugendhaus bietet ihnen dafür Raum. Wir versuchen ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und sie ernst zu nehmen.

Unsere Grundsätze sind Offenheit, Toleranz, Respekt, Hilfsbereitschaft, Verlässlichkeit und Zivilcourage. Wir versuchen diese Grundsätze vorzuleben, unserer Meinung, nach die beste Art sie zu verinnerlichen.

Leider entsteht der „Ruf“ vieler Kinder schon in der frühen Kindheit durch ihr Verhalten, familiäre Umstände und sozialen Stand. Natürlich ist diese (Vor-) Beurteilung auf einer Insel mit dörflichem Charakter prägender und nachhaltiger als in einer Stadt. Wir gehen bei unseren ersten Begegnungen unvoreingenommen auf alle Kinder und Jugendlichen zu. Dieses erwarten wir auch von allen Besuchern des Hauses. Wir sehen uns als Ergänzung zu den klassischen Sozialisationsinstanzen wie Familie, Schule und Vereine.

Umsetzung

Unsere Aufgaben liegen hauptsächlich im Bereich der offenen Jugendarbeit. Offen bedeutet, alles kann nichts muss. Allerdings ist das Jugendhaus keine regelfreie Zone. Neben dem Jugendschutzgesetz und der Hausordnung, gibt es Minimalregeln, die aus dem täglichen Miteinander und langjährigen Erfahrungen der Hausleitung entstanden sind. Sie sollen einen funktionierenden Tagesablauf sichern. Auf ihre Einhaltung wird streng geachtet.

Auch wenn wir hier in einer kleinen Welt leben ist und war nicht alles sonnig! Kids mit rechtsradikalen Tendenzen, Essstörungen, Alkohol und Drogen, schlagende Eltern. Das bedeutet Sorgen, viele Einzel- u. Betreuungsgespräche und gegebenenfalls eine Vermittlung an Fachstellen.

Gesellschaftliche Entwicklungen wie Internetmobbing, geänderte Bedürfnisse der Jugendlichen und immer neue Trends machen die Jugendarbeit zu einem sehr dynamischen Arbeitsfeld. Da braucht es neben Fortbildungen ein großes Maß an Flexibilität um auch kurzfristig reagieren zu können.

Der Besuch des Jugendhauses erfolgt freiwillig! In direktem Anschluss an die schulischen Angebote können die Jugendlichen einfach kurzfristig vorbeizuschauen, ohne sich festlegen zu müssen.

Sie können sich mit Gleichaltrigen treffen, Angebote ausprobieren und mitmachen, aber auch mal nichts tun. Denn auch „Langeweile“ kann sehr produktiv sein.

Immer mehr junge Menschen leiden unter Stresssymptomen wie Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Übelkeit, Kopf- und Bauchschmerzen! Verursacher sind häufig

  • Angst vor Prüfungen
  • Schlechte Noten
  • Alltäglicher Termindruck
  • Streit in der Familie
  • Konflikte mit Freunden

Wir können natürlich nicht alle Probleme beheben, allerdings können wir Zeit ohne Zwänge schenken. Wir möchten durch verschiedene Angebote die Interessen und Bedürfnisse der jungen Menschen ansprechen und ihnen die Möglichkeit geben ihre Erlebnisse und Erfahrungen zu teilen und zu reflektieren.

Die Angebote

sollten an die Interessen der Jugendlichen anknüpfen und von ihnen mitbestimmt und gestaltet werden. Ideen von Jugendlichen werden aufgenommen und nach Möglichkeit umgesetzt. Unseren Fokus legen wir zurzeit auf alte und neue Spiele. Spiele dienen der aktiven Freizeitgestaltung, der Kontaktaufnahme und dem erlernen sozialer Kompetenzen. Waren wir anfänglich nicht sicher ob sie neben Computerspielen bestehen können, zeigte sich schnell eine Begeisterung für alle Arten von Spielen. So spielen wir z.B. täglich Billard, Brettspiele oder Karten (Phase 10), was dazu führt, dass wir zweimal jährlich ein Turnier organisieren. Eine einfache und kostengünstige Art der Freizeitgestaltung, die einige Jugendliche auch mit in ihre Familien genommen haben.
Einen weiteren großen Anteil haben Kreativangebote. Hierbei sollen die Besucher ihre kreativen Fähigkeiten mit verschiedenen Methoden und Materialien entdecken und entwickeln können. Es ist wichtig, dass die Jugendlichen Kreativität nicht leistungsorientiert erleben.

Zusammengefasst bieten wir:

  • Alternativen zum „Herumhängen“ und Langeweile durch attraktive Programme (Discos, Ferienprogramme, Freizeiten) sowie durch unverbindliche Treffmöglichkeiten mit Spielangeboten (Kicker, Billard usw.). Die meisten Angebote sind kostenlos oder haben nur eine geringe Gebühr, so dass alle daran teilnehmen können.
  • Aber auch das „Herumhängen“ ist ausdrücklich erlaubt.
  • Beratung und Einzelfallhilfe: in schwierigen Lebenslagen und bei jugendtypischen Problemen. (Eltern, Schule, Drogen, Liebe usw.) Ggf. Weitervermittlung zu fachspezifischen Einrichtungen.
  • Partizipation: Teilhabe, Mitgestaltungs- u. Mitwirkungsmöglichkeiten bei Programmen und Projekten.
  • Bildung: Seminare und Workshops (Jugendleiterschein, Selbstverteidigung).
  • Kultur: Konzerte, Jugendtheater.

Lage, Infrastruktur und ihre Auswirkungen

Langeoog gibt es keinen sozialen Brennpunkt im klassischen Sinne. Eine Herausforderung bildet die besondere Lage und Infrastruktur der Insel Langeoog.

Hat die Insel Langeoog in den Wintermonaten die Einwohnerzahl eines Dorfes, gleicht die Bevölkerung in der Saison der einer Kleinstadt. Von der dörflichen „Idylle“, Geborgenheit und Langeweile zur Reizüberflutung, gestressten Eltern und Verlust von gewohnten Gegebenheiten. Wir sehen eine unserer Aufgaben darin durch unsere Räumlichkeiten und Angebote einen Ausgleich zu schaffen. Das Jugendhaus soll in erster Linie der Nutzung durch Langeooger Jugendliche dienen und eine feste Konstante sein. Auswärtigen Gruppen kann der Besuch nur nach Absprache mit der Leitung gestattet werden, wobei diese Gruppen über eine eigene verantwortliche Gruppenleitung verfügen müssen. Gleichzeitig ist es Langeooger Jugendlichen erlaubt persönliche Gäste mitzubringen. (Hausordnung 1, 2.2 und 2.6) (s. A.)

Dies schafft zwar Nischen für Gästejugendliche, sagt aber nicht, dass diese in das jeweils laufende Programm des Hauses eingebunden werden. Ein Treffen und Austausch mit anderen Jugendlichen ist aber notwendig, da unsere Jugendlichen von Geburt an in der Krabbelgruppe, im Kindergarten, in der Schule immer die gleichen Kontakte haben. Durch unsere Disco und Mithilfe bei Gruppenfeiern haben sie die Möglichkeit dazu. Außerdem können sie „ihr“ Haus präsentieren und sich mehr mit ihm identifizieren.

Um den Ursprungsgedanken des Jugendhauses für Inseljugendliche nicht zu verlieren, sollten die Angebote während der Hauptferienzeiten zeitlich reglementiert stattfinden!